Der dritte Aufenthalt (03.11. – 01.12.):
|
Aus der geplanten einen Woche Pause wurden fast vier, da durch akute Fälle die
Betten der Station 500 alle
belegt waren. Ansonsten lief fast alles wie bei dem 2. Aufenthalt ab. Das nun schon gewohnte Umfeld,
die Mitpatienten, das Ärzte- und Pflegeteam – alles wirkte vertraut und nicht mehr
verunsichernd.
Es wird immer wieder mal darüber berichtet, dass man
die vorbereitende Chemotherapie
auch ambulant
von zu Hause aus machen könnte. Das stimmt prinzipiell. Allerdings raten
fast alle Ärzte davon ab, da es
immer zu Komplikationen kommen kann, die ein schnelles
Handeln erfordern. Und genau dazu sollte es
bei mir kommen.
Man hatte den ZVK dieses Mal nicht in die Halsvene eingeführt sondern in eine Vene
unterhalb des Schlüsselbeins. An und für sich ist das egal; es wird mal so, mal so, gemacht.
Eines Nachts
gegen 03:30 Uhr fühlte ich plötzlich, dass es im Brustbereich irgendwie
warm wurde. Ein Blick dahin ergab,
dass aus der Einstichstelle des ZVK
Blut austrat.
Innerhalb
einer Minute war dann auch die diensthabende Ärztin da.
Das Problem war, dass durch die Medikamente
die Blutgerinnung (gewollt) fast
gänzlich unterbunden war. So war es
schwierig die Blutung zu stoppen. Aber nach
gut
einer halben Stunde war das geschafft
und es blieb nur noch die
riesen Schweinerei
zu beheben. Bett, Schlafanzug usw. waren
voller Blut. Warum das Blut ausgetreten
war konnte auch am nächsten Tag nicht geklärt
werden. Bisher war eine derartige
Komplikation
nicht
bekannt. Zwei Nächte später: gleiche Zeit, gleicher Ort, gleiches Problem. Wieder fing die
Einstichstelle an
zu bluten. Diesmal sogar noch heftiger als das erste Mal.
Der diesmal diensthabende Arzt brauchte fast eine
dreiviertel Stunde um die Blutung zu
s
toppen. Aufräumen, sauber machen und weiterschlafen war danach angesagt.
Wieder zwei Nächte später, man hätte fast die Uhr danach stellen können: Starke Blutung
aus der Einstichstelle.
Diesmal konnte man sogar sehen, wie das Blut heraus spritzte.
An sich unmöglich, da derartige Blutungen nur bei
Arterien und nicht bei Venen auftreten. Und unterhalb des Schlüsselbeines verläuft nun mal keine Arterie. Diesmal
war die Ärztin
sogar noch schneller da, die Blutung musste schnellstens gestoppt werden. Parallel
wurde der Blutdruck gemessen, dieser war mit 195 deutlich zu hoch und förderte damit
natürlich die Blutung. Also wurde ein Blutdruck
senkendes Mittel (zwei Spritzer des
Medikamentes unter die Zunge) verabreicht. Und dann ging alles ganz schnell.
Wenige
Sekunden danach bekam ich kalten chweißausbruch, Schwindelgefühle und den
sogenannten Tunnelblick.
Ein mobiles EKG Gerät war nach wenigen Sekunden
angeschlossen und so konnte ich beobachten wie der Blutdruck
sehr schnell fiel.
In nicht mal 90 Sekunden war er von 195 auf 43 (oberer Wert!!) gefallen. Wäre hier nicht
ein Arzt vor
Ort gewesen hätte die Sache tödlich verlaufen können. Nach gut einer
Stunde war alles wieder im Griff, nur wusste
immer noch niemand warum diese
Blutungen immer wieder und immer heftiger auftraten.
Und so kam was kommen
musste. Wieder 2 Nächte später, wieder gegen 03:30 Uhr:
erneute Blutung, allerdings nicht so stark wie die
vorhergehenden Male. Der Rest war
dann schon fast Routine.
Die Ursache sollte sich erst nach einer MRT
Untersuchung herausstellen. In der Vene
hatte sich an der Einstichstelle ein Pfropf gebildet, der die Vene mehr
oder weniger
verstopfte. Dadurch staute sich das Blut und drückte dann nach außen.
Auch wenn eine ambulante Chemotherapie grundsätzlich möglich ist, so würde ich immer
dazu raten sie stationär durchzuführen. Zu groß ist
das Risiko, dass Nebenwirkungen
oder andere Komplikationen auftreten. Am 01.12. wurde ich entlassen und konnte
Weihnachten 2015 und den Jahreswechsel
zu Hause verbringen. Der „Endspurt“,
die Transplantation, sollte ab dem 07. Januar 2016 erfolgen.
|